VOLLMOND 4-2023

Die Teufelsmühle vom Kienberg SAGE aus dem Mondseeland N 14 VOLLMOND 4/2023 icht unweit vom Kienberg steht neben einem be- schaulich dahin- fließenden Bäch- lein eine alte Mühle. Dort lebte vor vielen Jahren ein von der harten Last des Le- bens gebeugter Müller, allein, da ihm seine geliebte Frau schon lange vorausgegangen war. Wie jeden Abend saß er stumm in der warmen Stube beim Nachtmahl. Ein heftiger Sturm brauste durch das Tal und das Toben wurde durch grelle Blitze noch zusätzlich verstärkt. Holzfunken stoben im Kamin auf, als nach einem besonders heftigen Blitz und Donner die schwere Tür auf- geschlagen wurde und eine dürre, dunkelfarbige Gestalt auf der Schwelle stand. Der Müller saß vor Schreck wie festgenagelt auf seinem Ses- sel und deutete dem Fremd- ling durch eine müde Handbe- wegung an, sich zum Herd zu setzen. Der Müller stand auf und warf ein Holzstück in die Glut. Beim Aufglimmen der Flamme sah er mit Entsetzten, dass der Gast an einem Bein Kuhklauen statt Zehen hatte. Schnell versteckte dieser den Fuß. Nun fing der Sonderling, mit sonderbaren Schnarren verbunden, an zu sprechen. „So viel Schlepperei und Plagerei für einen wahrlich kargen Lohn! Es gibt doch andere Möglichkeiten ein fürstliches Leben zu führen.“ Er schob ihm ein vergilbtes Blatt Papier hin. „Du brauchst nur hier zu unterschreiben und deine Mühle wird stän- dig weiterlaufen. Auch wenn kein Getreide von den Bauern kommt, werden deine Mehl- säcke voll sein.“ Zuerst war der Müller be- geistert, aber Misstrauen machte sich breit: „Dies herr- liche Leben wird doch einen Gegenpreis haben?“ Der spitz- gesichtige Kerl antwortete: „Nicht der Rede wert, nur die Kirche musst du meiden und auch auf den Friedhof darfst du deinen Schritt nicht lenken. Und was nach deinem Tod mit deiner Seele geschieht, soll dich nicht kümmern. Für die Unterschrift benötige ich auch keine Tinte, sondern Blut ist die richtige Flüssigkeit dafür!“ Ehe sich´s der Müller ver- sah, erfasste der Fremde seine rechte Hand und er verspürte einen stechenden Schmerz im Zeigefinger. Sogleich tropfte Blut auf den Tisch. Mit der Hutfeder tauchte der Sonder- ling in den Bluttropfen ein und deutete dem Müller zu unterschreiben. Dieser war völlig überrumpelt und mach- te seine drei Kreuze. In die- sem Augenblick blitzten zwei Hörner unter dem Hut hervor und der Müller wusste, er hat- te seine Seele an den Teufel verkauft. Von da an wuchs sein Reichtum und es türm- ten sich die schweren Säcke in einer kleinen Waldlichtung nahe der Mühle. Eines Nachts machte sich der Müller auf um im Gasthaus etwas Trinken zu gehen. Ein Unwetter war auf- gezogen und er wollte in der Kirche Unterschlupf finden. Doch als er die schwere Klin- ke des Gotteshauses hinunter- drücken wollte, krachte ein riesiger Blitz aus den Wolken und hüllte den ganzen Fried- hof in Rauch und Qualm. Am nächsten Tag wurde der Mül- ler von den Dorfbewohnern tot aufgefunden. Seit da an stand das Mühlenrad still und eine unheimliche Stille zog sich über das Tal, das seitdem als „stilles Tal“ bezeichnet wird. Sagenquelle aus dem Buch: Goldbrünnlein und Drachen- wand. Sagen und Märchen einer Landschaft für Erwach- sene und Kinder, Illustratio- nen Heilgard Maria Bertel, Herausgeber, Verleger Prof. MMag. DDr. Bernhard Bal- thasar Iglhauser, Verkauf: im Gemeindeamt Thalgau

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